Glashütten in der Umgebung von Kvilda

Geuilde, Gewilde, Philde, Gefühlg, Gefild, Kwildy - so wurde der Ort in mittelalterlichen und frühen neuzeitlichen Schriftstücken genannt. Seit alten Zeiten war die gesamte Region, welche sich immer im fürstlichen und danach im königlichen Besitz befand, eine unbewohnte und nahezu menschenleere Gegend. Das anschließende Grenzgebiet mit einem vorherrschend rauen Klima, war mit einem schier endlosen, urwüchsigen und weitestgehend undurchdringlichen Urwald bedeckt. Goldbergbau und Goldwäscherei, waren im 13. und in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, Anlass für erste Siedler sich in dieser Region niederzulassen. Eine dieser frühen Ansiedlungen in der Gegend, wurde in der Folge zu der einflussreichen Königlichen Freien Bergstadt Reichenstein, heute Bergreichenstein (Kašperské Hory). Gold wurde in dieser Zeit auch im Aussergefilder- und Hammerbach gewaschen. Einen Teil der beiden Gefilde, hat schon früh das einst mächtige Geschlecht der Bavor aus Strakonitz (Strakonice) durch die Herausnahme aus dem Königlichen Hwozd (Wald) erworben und anschließend dem Ritterorden der Johanniter als Geschenk überlassen. Diese Abspaltung und Eigentumsänderung hatte in späterer Zeit noch Auswirkungen bei der Namensgebung neu entstehender Ansiedlungen. Das Bergreichensteiner Gefild wurde, entsprechend seiner geographischen Lage innerhalb der Region zum Innergefild (Horská Kvilda) und der ehemalige Besitz der Johanniter wurde Zdikauer Gefild, da dieser Teil bis zum Ende der Obrigkeitsverwaltung dem Gut Groß-Zdikau unterlag, wurde das am Rande liegende Gebiet zu Ausssergefild (Kvilda). In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, unter Kaiser Karl dem IV. (1316-1378), entstand ein neuer Weg zum sogenannten Goldsteig, der zwischen Passau und Bergreichenstein verlief. Die Anbindung an diese wichtige Salzhandelsstraße, auf der neben dem Salz auch vielerlei andere Waren transportiert wurden, war zweifellos für die, in der Folgezeit entstehenden Ansiedlungen einer der bedeutendsten Faktoren. Der zunehmende Fernhandelsverkehr machte Raststellen für Fuhrwerke erforderlich und führte zur Gründung von Gasthöfen, Schmieden und anderen Handwerksbetrieben, er bot Lebensunterhalt und vielerlei weitere Einkommensmöglichkeiten, welche die Menschen ansässig werden ließen. Die Hussitenkriege hatten eine gewisse internationale Isolation zur Folge, aber in der Jagiellonischen Zeit florierte der grenzübergreifende Verkehr wie ehedem. Das Dorf Aussergefild wird erstmals im Jahr 1569 schriftlich erwähnt, doch können wir davon ausgehen, dass der Ort sicherlich schon einige Jahrzehnte früher entstanden ist. Ab der ersten Hälfte des folgenden, 17. Jahrhunderts kennen wir die Namen der ersten Einwohner und Eigentümer im Dorf - Amerle, Schuster, Fuchs, Mierdl und Plechl, einige Jahre und Jahrzehnte später kamen folgende Namen hinzu - Strobl, Zuglauer, Petter, Koch und noch einige weitere. Der Familienname Schuster ist in den folgenden Jahrhunderten, der hier am häufigsten vorkommende Name, so ist es kein Wunder, dass unsere Maler Verderber über drei Generationen hinweg eine geborene Schuster aus Aussergefild zur Ehefrau gewählt haben. Interessant ist auch, dass derselbe Handelsweg, der schon im Mittelalter und in der frühen Neuzeit regelmäßig Salzhändler nach Böhmen führte, zum Ende das 18. Jahrhunderts die Hinterglasmaler aus Raimundsreut und Kreuzberg nach Aussergefild brachte. Ihr Bedarf war der damaligen Zeit entsprechend und hat sich aber, wie das gesamte Produktions- und Handelssortiment, wie auch die Handeslsrichtung mit der Zeit, verändert.

Seit dem Hoch-Mittelalter war der Böhmerwald immer mit der Glasherstellung verbunden, eine Zeit die praktisch erst vor kurzem ihr Ende fand - als letzte Glashütte im Böhmerwald musste die Hütte Eleonorenhain (Lenora) im Jahr 1995 die Glasproduktion einstellen und wurde geschlossen. Bei einem Spaziergang durch den Böhmerwald kämen wir an unzähligen Glashütten vorbei, einige dieser Hütten wurden an gleicher Stelle, wo schon einmal eine Glashütte stand, wiedererrichtet, andere wurden, wenn der Wald in der Umgebung schon abgeholzt war, ein Stück weiter am Wald neu errichtet. Von einigen Glashütten kennen wir viele Details aus und über ihrer Geschichte, bei anderen ist nur das Wissen über die Existenz und vielleicht noch der Standort überliefert. Gerade der Holzreichtum in diesem schier endlos scheinenden Wald war für ihre Existenz entscheidend, denn das Holz wurde nicht nur zur Befeuerung benötigt, sondern auch zur Gewinnung von Pottasche, eines für die Glasschmelze unentbehrlichen Rohstoffes, der durch Auslaugen von Holzasche gewonnen wurde. Sehr verschieden waren auch die in den einzelnen Glashütten hergestellten Produkte, so haben einige nur Rosenkranzperlen (Patterl) hergestellt, andere stellten Hohl- oder Tafelglas in unterschiedlichsten Formen her, wieder andere produzierten Lampen und Kronleuchter, Fensterglas, optisches Glas oder Uhrengläser. Nicht vergessen dürfen wir die Produktion von Flachglas und Spiegeln. So gab es zu jeder Zeit eine, dem Zeitgeschmack entsprechende spezifische Nachfrage und Produktion. Die Glasmeister und Glashüttenbesitzer im Böhmerwald kamen sehr oft aus den gleichen Familien - Abele, Adler, Eisner, Gattermayer, Gerl, Hafenbrädl, Meyer, Müller, Pock, Schmid und eine Reihe weiterer - die des Öfteren miteinander verwandt waren.

Die Aussergefilder Hinterglasmalerei hätte, ohne ausreichende Flachglasproduktion in der nahen Umgebung, nicht so ununterbrochen produktiv sein und in dieser Individualität entstehen können. In der zweiten Hälfte des 18. und im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde dieses Flachglas in einer ganzen Reihe von Glashütten hergestellt. Nachweislich belegt ist, dass drei Raimundsreuther, hier saisonal arbeitende Maler, Johann Kaspar Hilgart (1731-1804), Bernhard Peterhansl (1748-1808) und Johann Paul Peterhansl (1763-1815) ihre Glasscheiben von den Hütten in der nahen Umgebung, aber auch von weiter entfernten Glashütten bezogen haben. Die Hinterglasmaler kauften die Glasscheiben bei der Phillipshütte (Filipova Hu), von dem Glasmeister Kaspar Prait, von der Schürerhütte bei Seewiesen (Zejbiš), bei dem Glasmeister Jakob Hirsch, in Neu-Hurkenthal (Nová Hùrka) von dem Glasmeister Ferdinand Joseph Lenk, in Stubenbach (Prášily) bei dem Glasmeister Johann Baptist Schmaus, von der Grünberghütte (Zelenohorská Hu) bei Stubenbach, vom Glasmeister Michael Müller. Nach 1800 wurde das Flachglas von vielen Glashütten in der Umgebung produziert, vor allem in folgenden Hütten: in der Tafelberghütte (Tafelberská Hu), mit Glasmeister Anton Adler, in der Goldbrunner Hütte (Zlatá Studna) mit dem Glasmeisters Johann Joseph Eisner, in der Grafenhütte (Hrabìcí Hu) mit dem Glasmeister Johann Fürlinger, in der Antigelhütte (Antýgl) mit dem Glasmeister Josef Eisner, dort war Jakob Schmied für die Glasplattenfertigung verantwortlich, und in der Biertopfhütte mit Glasmeister Wenzl Fürlinger, bei welchem Johann Artmann für die Glasplattenherstellung zuständig war, so dass die Hinterglasmaler ihr benötigtes Glas aus diesen Glashütten beziehen konnten. Langfristig deckten die Aussergefilder Hinterglasmaler ihren steigenden Glasbedarf in größeren Mengen aus der fortschrittlichen Glasfabrik in Kaltenbach (Nové Hutì), die dem Glasmeister Johann Meyer (1775-1841) gehörte und später von dessen Nachfolgern, Wilhelm Kralik (1806-1877) und Joseph Taschek (1814-1862) betrieben wurde. Unter anderem ist uns auch ein Beleg vom 17.Oktober 1842 erhalten geblieben, nach dem der Aussergefilder Hinterglasmaler Johann Verderber (1793-1870) aus dieser Glasfabrik 40 Schock gewöhnlicher Glasscheiben bezogen hat. Ebenso stammte das Fichtenholz für die Rahmenprofile der Hinterglasbilder aus heimischer Produktion.